von der Ersten Bürgermeisterin Inge Heiler
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Egmating,
wir haben uns heute wieder an unserem Kriegerdenkmal versammelt, um im Rahmen des heutigen Volkstrauertages den Männern, Söhnen, Vätern und Brüdern, sowie zig Millionen Menschen zu gedenken, die als Soldaten oder Zivilisten in den beiden Weltkriegen sinnlos und auf grausame Weise ihr Leben verloren haben und in den Kriegen auf dieser Welt heute immer noch verlieren.
Mitte Oktober durften wir auf Einladung des Krieger- und Kameradenvereins das Bayerische Armeemuseum in Ingolstadt besuchen. Wir erhielten eine Führung durch die Ausstellung „Das Museum des Ersten Weltkrieges.“ Die Ausstellung zeigt die wesentlichen Faktoren für den Ausbruch des Krieges sowie seine weitreichenden Folgen mit vielen Exponaten und Dokumentationen aus dieser Zeit dar.
Mir sind drei Dinge besonders im Gedächtnis geblieben:
Die Schilderungen der Museumsführerin über Kaiser Wilhelm den II., den letzten deutschen Kaiser, der maßgeblich für den Eintritt Deutschlands in den Ersten Weltkrieg nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger verantwortlich war. Ein egozentrischer Mann, mit narzisstischen Zügen, der geprägt war durch die mangelnde Anerkennung seiner Eltern aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung. Er träumte vom großen deutschen Reich vom Aufgang der Sonne bis zu deren Untergang, und zeigte sehr wenig Verständnis für das Wesen einer konstituellen Monarchie. Er entließ den Reichskanzler Otto von Bismarck, welcher sich zuvor jahrelang für einen friedvollen Umgang der europäischen Nationen untereinander eingesetzt hatte.
Dann die Tatsache, dass die Kriegsparteien einander während des gesamten Krieges gegenseitig Waffen, schweres Gerät und Munition verkauften, damit ihre Kriegskassen füllten und somit das sinnlose Töten ihrer Soldaten fortsetzen konnten.
Und zuletzt die Porträts von drei sehr jungen Männern, heute würde man sagen von drei Teenagern. Die Namen der Jungs und deren Alter bei Einberufung ins deutsche Heer sind dem Museum bekannt, sie waren 14 und 15 Jahre alt. In dem Alter darf man heute noch nicht dem Burschenverein beitreten, aber damals waren sie alt genug, um als Kanonenfutter auf den Schlachtfeldern im ersten Weltkrieg verheizt zu werden.
Die Ausstellung schildert auf eindrückliche Art, was ein Krieg für eine Gesellschaft bedeutet, und wie abhängig die Völker immer wieder davon sind, welche Charaktere und Persönlichkeiten an der Spitze eines Staates stehen, dessen Geschicke sie lenken sollen.
An dieser Stelle möchte ich unseren Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zitieren. In seinem Grußwort für die Geleitschrift des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge anlässlich des heutigen Tages, 80 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, schreibt er:
„Wenn wir uns an Krieg und Gewaltherrschaft früherer Tage erinnern, erkennen wir, wie wichtig Demokratie und Verständigung für den Frieden sind. Demokratien führen keine Kriege gegeneinander, Extremisten waren immer ein Unglück für Deutschland und die Welt. Das Engagement für die freiheitliche Demokratie und die Menschenrechte aller ist deshalb auch Dienst für den Frieden.“

In diesem Sinne möchte ich – auch im Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl in Bayern – daran appellieren, dass wir unser aktives und passives Wahlrecht nutzen, und die Grundpfeiler für eine demokratische Gesellschaft weiterhin stärken und unsere Demokratie mit Diskussion und Verständigung untereinander, gerade auch auf kommunaler Ebene, weiterhin leben und verteidigen.
Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren, geboren im November 1907, sagte mal: „Ich glaube, dass Erziehung Liebe zum Ziel haben muss. Liebe kann man lernen und niemand lernt besser als Kinder. Wenn Kinder ohne Liebe aufwachsen, darf man sich nicht wundern, wenn sie selber lieblos werden.“
Von daher können wir alle sehr viel dazu beitragen, wie wir unsere Kinder und Jugendlichen, die künftig Verantwortung in unseren Regierungen und in unserer Gesellschaft übernehmen sollen, von klein auf prägen.
Zum Zeichen der Trauer und des Andenkens an die Männer, Söhne, Brüder und Väter unserer Gemeinde Egmating und zum Gedenken an alle Männer, Frauen und Kinder weltweit, die ihr Leben durch Gewalt und Krieg verloren haben oder täglich darunter leiden, legt die Gemeinde Egmating heute diesen Kranz nieder.
